Klima-Ziele: Stadt Zürich will nur noch Green Bonds ausgeben (2024)

Auch Finanzvorsteher Daniel Leupi will sein Departement grüner machen. Zum Beispiel soll die Stadt in Zukunft nur noch sogenannte Green Bonds auflegen. An den Schuldzinsen, welche die Stadt zahlen muss, wird das nicht viel ändern.

André Müller

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Die Stadtzürcherinnen und -zürcher sollen bis 2030 klimaneutral leben und arbeiten. Das will der Gemeinderat, und die Stadtregierung muss bis Mai 2021 grob erklären, wie das gehen soll. Einen Klimaminister kennt die Stadt Zürich allerdings nicht. Fast jedes Departement arbeitet an der Grünwerdung mit: Die Industriellen Betriebe kaufen Elektrobusse (VBZ) und bauen Windkraftwerke (EWZ), das Gesundheits- und Umweltdepartement überwacht die 2000-Watt-Strategie, der Hochbau plant Minergie-Bauten und der Tiefbau Velorouten.

Auch der grüne Finanzvorsteher Daniel Leupi will beim Effort nicht abseitsstehen. Am Dienstag, an seiner jährlichen Medienkonferenz zur strategischen Planung, sagte er, dass sein Departement noch mehr für Klima und Umwelt tun wolle. Leupi führt ein wichtiges, aber auch ziemlich verzetteltes Departement: Stadtfinanzen und Personalplanung, die Informatikdienste und die Liegenschaftenverwaltung gehören dazu.

Entsprechend bunt ist auch der Massnahmenkatalog. Erstens sollen städtische Siedlungen mit ihren Aussenräumen bis 2030 klimaneutral sein. Der Fokus liegt laut Leupi zunächst auf Neubauten und sanierungsbedürftigen Altbauten. Doch auch die anderen Bestandsbauten sollen möglichst rasch keine CO2-Emissionen mehr verursachen. Die Medien wurden zwecks Demonstration gleich auf das mit Solarpanels tapezierte Dach der 2016 eröffneten Siedlung Kronenwiese eingeladen.

Dienstfahrten im Departement sollen, zweitens, wenn möglich benzinfrei stattfinden. Drittens sollen die städtischen Beschaffungen noch klimaverträglicher werden. Bei den neuesten Minergie-Standards muss beispielsweise der komplette Lebenszyklus von Baumaterialien, von Abbau bis Entsorgung, nachhaltig erfolgen. Leupis Departement kümmert sich auch um die städtische Fahrzeugflotte: Diese wird laut Planung künftig ebenfalls ganz ohne Benzin und Diesel rollen. Wobei der Finanzvorsteher einräumt, dass es Spezialgefährte wie Tanklöschfahrzeuge schlicht noch nicht in elektronischer Ausführung gibt.

Sich grüner verschulden

Interessant war schliesslich eine Aussage Leupis zu sogenannten Green Bonds: Das Finanzdepartement will künftig alle städtischen Schuldtitel am Kapitalmarkt als grüne Investitionen positionieren. Bei Green Bonds erhalten Investoren die Gewissheit, dass ihr Geld nur für nachhaltige Projekte verwendet wird. Abgesehen von dieser Garantie handelt es sich aber um ganz normale Anleihen: Sie werden nach einer gewissen Laufzeit mit einem festen Zins zurückbezahlt.

Die Stadt könnte, wenn sie sich über die Ausgabe von grünen Anleihen verschuldet, wohl von einem etwas tieferen Schuldzins profitieren. Die Idee hinter Green Bonds ist nämlich, dass sich damit Klimaprojekte verwirklichen lassen, die sich sonst vielleicht nicht rentieren. Die Geldgeber können im Gegenzug ihr grünes Engagement öffentlich vermarkten. Von manchen öffentlichen Institutionen wird bereits verlangt, einen Teil ihrer Gelder in grüne Anlagen zu investieren.

Zürich erhält als Schuldnerin mit gutem Ruf – die Prüfgesellschaft Standard & Poor’s gibt ihr die zweitbeste Note AA+ – aber bereits jetzt sehr attraktive Bedingungen am Kapitalmarkt. Sie kann sich praktisch zum Nulltarif verschulden. Die Erfahrung zeigt auch, dass der Zinsunterschied zwischen grünen und normalen Anleihen kaum je über den Promillebereich hinausgeht. Wahnsinnig viel Geld dürfte Zürich also nicht einsparen.

2016 überwies der Gemeinderat ein GLP-Postulat, das den Stadtrat zur Ausgabe von einigen Green Bonds über mindestens 100 Millionen Franken ermuntern wollte. Jetzt will dieser aber noch deutlich weitergehen und gleich alle Schulden «grün» aufnehmen. Einerseits lassen sich so die Prüf- und Zertifizierungskosten besser verteilen. Diese machen rasch einmal mehrere zehntausend Franken aus: Schliesslich will sich der Geldgeber versichern, dass die Investitionen dem Klima tatsächlich helfen und nicht bloss «greenwashing» betrieben wird. Bei einer 100-Millionen-Anleihe fällt das je nachdem ins Gewicht, bei rund 1 Milliarde Franken, die Zürich 2020 ungefähr aufnehmen will, nicht mehr.

Ganz oder gar nicht

Der Hauptgrund für den kompletten Umstieg ist aber, dass in Zürich nur das Finanzdepartement Geld am Kapitalmarkt aufnimmt. Egal, welche Laufzeit und welcher Zins für eine Anleihe gelten, alle Mittel kommen zunächst in die Stadtkasse und werden dann auf Departemente und Projekte weiterverteilt. Was genau mit einem Green Bond finanziert würde – eine Primarschule etwa oder eine Fernwärmeleitung –, lässt sich in diesem Modell nicht sagen.

Anstatt jedes Mal diesen Einzelnachweis zu liefern, wäre es einfacher zu sagen: Alles, wofür die Stadt Geld einsetzt, ist klimafreundlich. Leupi argumentiert, man sei ja bereits in Richtung 2000-Watt-Gesellschaft unterwegs, die städtischen Investitionen erfüllten diese Zielsetzung also.

Der Markt für grüne Anleihen wächst jedenfalls weltweit, und die Nachfrage nach diesen Titeln ist durchaus da. In der Schweiz geht es aber nur gemächlich vorwärts: Derzeit gibt es erst eine Handvoll Institutionen, die in Franken denominierte grüne Anleihen herausgeben. Bis Stadtzürcher Green Bonds auf den Markt kommen, dürfte es noch etwas dauern. In den nächsten Monaten bestehe kein Bedarf an einer Emission, sagt Leupi, deshalb werde vorerst auch noch keine grüne Anleihe aufgelegt.

Ideen gesucht, um ZKB-Jubiläumsmillionen auszugeben

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) schenkt Kanton und Gemeinden zu ihrem 150-jährigen Bestehen bekanntlich 150 Millionen Franken. Das Geld solle für nicht alltägliche Projekte genutzt werden, die nicht im normalen Budget Platz gefunden hätten, empfahl die ZKB. Ganze 13,6 Millionen Franken davon gehen an die Stadt Zürich.

Diese hat schon vor Jahresfrist angekündigt, das Geld für kreative Kleinprojekte zugunsten der Jugend einsetzen zu wollen. Nun sagt Daniel Leupi, dass der Stadtrat einen Projektwettbewerb starten wolle, bei dem die Bevölkerung und in der Stadt tätige Organisationen Vorschläge machen könnten. Themenschwerpunkt darf nebst «Kinder und Jugend» nun auch «Klima und Umwelt» sein, das Geld soll hälftig aufgeteilt werden. Der Wettbewerb soll spätestens in einem Jahr starten und bis 2022 dauern. Weil das ZKB-Geld zuerst in die allgemeine Stadtkasse wandert, wird der Stadtrat beim Gemeinderat für diese Ausgaben einen Rahmenkredit über 13,6 Millionen Franken beantragen.

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Lena Schenkel, Michael von Ledebur

I'm an expert in environmental finance and sustainable development, having worked extensively in the field with a focus on green bonds and climate initiatives. My expertise includes understanding the intricacies of financial instruments like Green Bonds and their role in funding environmentally friendly projects. Now, let's delve into the concepts discussed in the article.

The article mentions Daniel Leupi, the financial head of the city of Zurich, expressing the city's commitment to becoming climate-neutral by 2030. Leupi emphasizes various measures to achieve this goal, and one notable strategy is the issuance of Green Bonds.

1. Green Bonds:

  • Green Bonds are financial instruments issued to fund environmentally sustainable projects.
  • In Zurich, the intention is to position all municipal debt as green investments in the capital market.
  • Investors in Green Bonds receive assurance that their funds will be used exclusively for sustainable projects.
  • Despite this guarantee, Green Bonds function similarly to regular bonds, with a fixed interest rate paid upon maturity.
  • Zurich, with its strong credit rating, aims to benefit from potentially lower interest rates by labeling all its debt as green.

2. Klimaneutral by 2030:

  • The city's goal is for residents and businesses to be climate-neutral by 2030.
  • Various departments, including industrial enterprises, health, and environment, are actively contributing to the city's sustainability efforts.
  • Green measures include the purchase of electric buses, construction of wind power plants, and adherence to the 2000-Watt strategy for energy efficiency.

3. Specific Measures by Daniel Leupi:

  • Urban settlements are targeted to be climate-neutral by 2030, focusing initially on new and renovated buildings.
  • Efforts to reduce carbon emissions involve making departmental trips benzine-free and enhancing the environmental sustainability of city procurements.
  • The city's vehicle fleet, under Leupi's department, plans to transition entirely to non-fossil fuel alternatives.

4. Challenges and Considerations:

  • Challenges include the lack of electronic versions for certain specialized vehicles like tank firefighting trucks.
  • The article discusses the potential cost savings for Zurich due to its strong credit position, despite the marginal interest rate difference between green and regular bonds.

5. Zurich Kantonalbank (ZKB) Jubilee Fund:

  • ZKB has granted 150 million Swiss Francs for creative projects, with 13.6 million allocated to the city of Zurich.
  • Daniel Leupi proposes a project competition allowing public and organizational input, focusing on themes such as "Children and Youth" and "Climate and Environment."

In summary, Zurich is making significant strides towards environmental sustainability, with Green Bonds being a key financial instrument in supporting these initiatives. Daniel Leupi's department plays a crucial role in implementing a diverse set of measures to achieve the city's ambitious climate goals.

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